“Spiritualität in der Psychotherapie” – unsere Dozentin Kristina Schwarzrock im Gespräch nach dem Fachvortrag in der Heiligenfeld Klinik Berlin

Tatort: Heiligenfeld Klinik Berlin
Fachvortrag: „Spiritualität in der Psychotherapie“
Referenten:

  • Jana Schmitz, Dipl.-Psychol. & Kreativtherapeutin
  • Sven Steffes-Holländer, Chefarzt

Letzten Montagabend habe ich einen kleinen Ausflug nach Berlin Biesdorf gemacht.
Dort, im gefühlten Niemandsland im Berliner Osten, liegt das 2017 eröffnete Fachkrankenhaus für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie:
die Heiligenfeld Klinik Berlin.

Informativ und sympathisch werden dort in einigermaßen regelmäßigen Abständen Vorträge zu verschiedenen Themen, die Psychotherapie betreffend, gehalten.
Am besagten Montag ging es um Spiritualität in der Psychotherapie.
Dazu möchte ich euch einen kleinen Eindruck geben und einige meiner Gedanken mit euch teilen.

Nach kurzer Vorstellung der ReferentInnen wurden natürlich erst einmal Begrifflichkeiten erörtert.
Was ist Spiritualität? Bewusstsein? Achtsamkeit?
Und wie ihr euch bestimmt denken könnt, waren diese drei Schlagworte Hauptbestandteil des gesamten Vortrags.

Vorab: Wer bei diesen Vorträgen absolute Tiefgründigkeit erwartet wird voraussichtlich enttäuscht werden. Die Vorträge sind als Informationsveranstaltung für ein eher breiteres Publikum angelegt. Sprich: nicht jeder der da sitzt hat fachliches Vorwissen. Jedoch ist es durchaus spannend zu erfahren welche Ansätze aktuell im Klinikalltag verfolgt werden und welche Denkansätze, – verknüpfungen in der Praxis kursieren.
Und darüber, muss ich sagen, habe ich mich sehr gefreut. Da ich die Herangehensweise doch häufig als statisch und auf eine Art eingeschränkt empfinde, war es erhellend zu erfahren, dass sich die Grenzen der klassischen Therapieansätze scheinbar doch für „neue“ Ansätze öffnen. Und speziell in der Heiligenfeld Klinik ist die spürige Arbeit neben den klassischen Therapien Programm. Die Betrachtung des Menschen ist holistisch, er wird also ganzheitlich wahrgenommen.

Aber zurück zum inhaltlichen…
Jeder hat natürlich eine ganz persönliche Definition von Spiritualität; doch ein erkennbarer gemeinsamer Nenner war dann doch: die Sinnsuche.
Sinnsuche, Sinnfragen… fragen, erkennen – bewusst werden.
In meinem Empfinden ist das ein Pfad, der sich ganz selbstverständlich ergibt.

Laut Frau Schmitz sind Sinnfragen im therapeutischen Kontext prägnanter geworden, zu Beginn einer Therapie werden die Fragen darüber meist als erstes erörtert.
Ich würde dies sogar gesamtgesellschaftlich betrachten. Ist der Wunsch nach einem Leben mit Sinn nicht im Allgemeinen „sinnvoll“ und ein Bestreben der Menschen?
Wie geht es euch? Würdet Ihr bestätigen, dass eine Abkehr vom „nur noch funktionieren“ spürbar ist und sich eine Öffnung zur bewussteren Lebensgestaltung abzeichnet?

Dipl. Psychol. Schmitz stellte ein ganz schönes Bild dar, um unserer Psyche ein einfach verständliches Gesicht zu geben: ein Eisberg.

Hier erkennen wir sehr gut, wie klein der Teil unseres bewussten Wahrnehmens doch ist. Der unbewusste, weit größere Anteil liegt unter der Oberfläche verborgen. Unbewusste oder verdrängte Erlebnisse sind erstmal nicht greifbar. Sie zeigen sich in Form von Symptomen oder Verhaltensweisen an der Oberfläche.

„Das was wir nicht sehen beeinflusst unser Leben weitaus mehr als das was wir sehen“ 

Da liegt die Verknüpfung zur Spiritualität dann auch nicht mehr in so weiter Ferne. Dies war scheinbar tatsächlich die größte Verwirrung der Anwesenden. Was denn nun Therapie mit Spiritualität gemeinsam hat.
Bewusstsein und Achtsamkeit waren helfende Schlagworte.
Sind sie doch in der spirituellen Sinnsuche kaum wegzudenken, machen sie natürlich auch im therapeutischen Kontext enormen Sinn.

Je bewusster ich mir meiner Emotionen bin, je achtsamer ich mit mir, meinen Bedürfnissen, meinen Ängsten und Nöten umgehe, desto greifbarer werden mir meine inneren Strukturen, meine Handlungen bekommen einen Sinn. Sprich: ich begreife eher, warum ich auf bestimmte Menschen und Situationen in genau der Weise reagiere wie ich es tue. Ich verstehe meine Handlungsmotivation deutlicher, etwaige Wallungen, die entstehen, bekommen ein Gesicht und ich begreife besser, was mich im Inneren so umtreibt.
Und das beste an der Bewusstwerdung ist: ich kann das, was mir eigentlich NICHT zu eigen ist, weil ich es vielleicht durch Erziehung oder durch anderweitig erlerntes Verhalten in mein „Verhaltens- & Benimmsystem“ übernommen habe, verändern.

„Zwischen Reiz und Reaktion liegt ein Raum. In diesem Raum liegt unsere Macht zur Wahl unserer Reaktion. In unserer Reaktion liegen unsere Entwicklung und unsere Freiheit.“
                                                                                                                         Viktor Frankl

 Und genau um diesen Raum geht es. Ich schaffe mir eine gewisse Distanz zu meinen Emotionen, d.h. ich trete in die Rolle eines Beobachters. Denn wer kann schon noch klar Denken, wenn er im Affekt steckt 😉

Und jetzt kommen wir wieder zurück zu Bewusstsein und Achtsamkeit.

Wenn ich lerne achtsam im Moment zu sein, mir selbst und meines Umfeldes bewusst zu sein, dann gestatte ich mir einen Blick auf die Situation wie auch nach innen. Ich spüre in mich selbst hinein, bekomme eine Anbindung an mich und mein Gefühl. Kann reflektieren was für Vorgänge aktiv sind. Ob vielleicht mein „emotionaler Rucksack“, wie Vivian Dittmar unbearbeitete Konflikte und Gefühle beschreibt, unser Handeln einfärben.
Sprich: ich beobachte das „Szenario“, was bedeutet, dass ich zwar beteiligt bin, es ist ja mein „Szenario“, jedoch kann ich mir so eine gewisse Distanz schaffen, um die Vorgänge besser zu verstehen und in der Folge zu verändern.

Das ist natürlich eine tolle Unterstützung für einen therapeutischen Prozess, genauso ist es aber auch für Menschen, die ein be-wussteres, selbst-be-wussteres Leben führen möchten, eine konstruktive Möglichkeit ihre persönliche Entwicklung zu unterstützen.
Und genau dies kann mit Techniken, die das Bewusstwerden trainieren, unterstützt werden. Denn Achtsamkeit bringt die Ebenen Gedanken – Gefühl – Körper zusammen. Achtsamkeit reduziert Stress und Angst. In der Traumatherapie heißt es:

„Es ist erst vorbei, wenn der Körper sagt es ist vorbei“

Techniken die das schulen sind u.a.:
Meditation, die Arbeit mit der Atmung, die Arbeit mit den Chakren, verschiedene Arten von Körperarbeit.

Für innere Reisen, Entspannung und die Bewusstwerdung innerer Prozesse eignen sich besonders auch:
Phantasiereisen, Hypnose, Autogenes Training, PMR (Progressive Muskelentspannung)

Falls dich diese Ansätze interessieren findest du ein vielfältiges Angebot an der Winkels Akademie im Bereich Psychotherapie & Entspannung.

Uns ist es gar nicht so neu, wie wichtig diese Arbeit für Gesundheit und Heilung ist 😉

Im Alltag der Heiligenfeld Klinik werden laut Frau Schmitz besonders Achtsamkeitsübungen und kurze Meditationen eingesetzt.

Fazit:
Wir können eine Menge selbst tun, um uns gut zu fühlen, gesund zu bleiben und ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Aber klar – wir müssen es eben auch machen!

Und wenn wir Unterstützung brauchen, weil wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wir allein vielleicht überfordert sind, dann gibt es da draußen zum Teil ganz gute, liebevolle und ganzheitlich denkende Möglichkeiten.

In diesem Sinne wünsche ich euch entspanntes, achtsames und liebevolles Erforschen eurer selbst.

Kristina Schwarzrock

Links:
www.mindnbodyflow.com, www.winkels-akademie.de, www.heiligenfeld.de